Die Relieftafel von Borobudur: Mystische Begegnung mit dem Kosmos!

In den Tiefen der indonesischen Geschichte, genauer gesagt im 8. Jahrhundert, erblühte unter dem Einfluss des Buddhismus eine kunstvolle Ära. Tempel und Heiligtümer schossen wie Pilze aus dem Boden, geschmückt mit filigranen Reliefs und Skulpturen, die Geschichten von Göttern, Helden und spirituellen Wegen erzählten. Inmitten dieser Pracht entdeckten Archäologen im 19. Jahrhundert ein Meisterwerk der religiösen Kunst: die gigantische Stupa von Borobudur auf Java.

Die Relieftafel, die wir hier betrachten wollen, ist nur ein winziger Teil dieses kolossalen Bauwerks, doch sie verkörpert in beeindruckender Weise die tiefgründigen philosophischen und spirituellen Ideen des Mahayana-Buddhismus.

Das Relief selbst zeigt eine Szene aus dem Jataka-Zyklus, den Geschichten von Buddhas früheren Leben. In diesem Fall handelt es sich um die Geschichte von Sumedha, einem Prinzen, der durch sein unerschütterliches Mitgefühl und seine Hingabe zum Dharma zum Buddha werden wird.

Der Künstler, dessen Name leider in den Tiefen der Geschichte verloren gegangen ist, hat die Szene mit einer beeindruckenden Meisterschaft in Stein gemeißelt. Die Figuren sind detailliert ausgearbeitet, ihre Gesichter spiegeln Emotionen wie Ernsthaftigkeit, Mitgefühl und Hoffnung wider. Die Komposition des Reliefs folgt einem klaren Schema: Sumedha kniet vor dem Buddha Dipankara, der auf einem Lotusthron sitzt und ihm die Lehre des Dharma verkündet.

Um sie herum versammelt sich eine Schar von Zuschauern, die zum Teil in ehrfürchtiger Haltung knien, während andere respektvoll stehen und den Dialog zwischen Prinz Sumedha und dem Buddha beobachten.

Die Verwendung von Symbolen ist ein weiterer wichtiger Aspekt des Reliefs: Der Lotusthron des Buddhas symbolisiert Reinheit und Erleuchtung. Der Baum hinter Dipankara, dessen Zweige sich über die gesamte Szene erstrecken, steht für das Wissen und die Weisheit, die durch den Buddhismus erlangt werden können.

Die Relieftafel von Borobudur ist mehr als nur eine kunstvolle Darstellung einer religiösen Geschichte. Sie ist ein Fenster in die Geisteswelt des 8. Jahrhunderts in Indonesien, eine Zeit, in der Kunst und Religion eng miteinander verwoben waren.

Interpretation und Symbolismus: Eine Reise in die spirituelle Tiefe

Der Künstler, dessen Name leider nicht bekannt ist – vielleicht war es Nandana? - hat mit diesem Relief mehr geschaffen als nur eine bildliche Darstellung. Es handelt sich um eine komplexe Allegorie, die verschiedene spirituelle Konzepte des Mahayana-Buddhismus aufgreift:

• Karma und Wiedergeburt: Die Geschichte von Sumedha zeigt die Kraft des Karmas und die Möglichkeit der Wiedergeburt in höheren Daseinsformen. Durch seine selbstlosen Taten und seinen tiefen Glauben erlangt Sumedha schließlich die Erleuchtung und wird zum Buddha.

• Mitgefühl (Karuna): Sumedhas tiefe Hingabe zur Lehre des Buddhas und sein Wunsch, allen Wesen zu helfen, spiegeln den zentralen Wert des Mitgefühls im Buddhismus wider.

• Die Suche nach Erleuchtung: Das Relief kann als Darstellung der spirituellen Reise verstanden werden, die jeder Mensch unternehmen muss, um die Erleuchtung zu erreichen. Sumedha steht für jeden von uns, der auf dem Weg zur Befreiung von Leid und

Unwissenheit ist.

Techniken und Stil: Ein Meisterwerk der Steinmetzkunst

Die Relieftafel ist ein beeindruckendes Beispiel für die hohe Kunstfertigkeit indonesischer Steinmetze im 8. Jahrhundert. Die Figuren sind detailliert ausgearbeitet, ihre Gesichter spiegeln Emotionen wie Ernsthaftigkeit, Mitgefühl und Hoffnung wider.

• Tiefenwirkung: Der Künstler hat geschickt mit der Tiefe des Reliefs gearbeitet, um den Eindruck von räumlicher Tiefe zu erzeugen.

• Symmetrie und Harmonie: Die Komposition des Reliefs folgt einem klaren Schema, das durch Symmetrie und Harmonie gekennzeichnet ist.

Die Relieftafel von Borobudur ist nicht nur ein Meisterwerk der Steinmetzkunst, sondern auch ein Zeugnis für die tiefe spirituelle Überzeugung der Künstler und Auftraggeber dieser Zeit. Es ist ein Ort der Stille und Besinnung, an dem man die alten Geschichten des Buddhismus neu erleben kann und in die mystische Welt der

indonesischen Kunst eintauchen kann.